In Europa hat sich Zahl der an Myopie (Kurzsichtigkeit) erkrankten Jugendlichen in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt. Viele Kinder sind sich ihrer Fehlsichtigkeit nicht bewusst, denn sie denken, es sei normal, so wie sie sehen.
Dabei ist es oft ihr Sehproblem, das sie beim Lernen einschränkt. Häufiges Blinzeln könnte ein Hinweis auf myopes Sehen sein.
Was ist Myopie?
Kurzsichtige sehen in der Nähe gut. Weiter entfernte Gegenstände wie etwa
Schultafeln sind unscharf.
Bei -1 Dioptrie sieht man alles verschwommen, was weiter als einen Meter entfernt ist. Eine Behandlung ist also auch bei niedrigen Werten ratsam, um in der Schule gut
mitzukommen
Ursachen
Bei einer Kurzsichtigkeit ist der Augapfel so lang, dass aus der Ferne kommende Lichtstrahlen vor der Netzhaut gebündelt werden und daher ein unscharfes Bild erzeugen.
Myopie wird häufig vererbt, vor allem bei hohen Dioptrienwerten. Das Risiko für Kurzsichtigkeit ist aber auch erhöht, wenn man viel (am Handy oder auf Tablets) liest.
Risikofaktoren
• Stark kurzsichtige Eltern
• Kurzsichtigkeit bereits vor dem 12. Lebensjahr
• wenn sich Kinder viel im Innenraum aufhalten und häufig auf Handy, TabletPCs etc. schauen
• Unbehandelt kann Kurzsichtigkeit zu regelmäßigen Kopfschmerzen führen – aufgrund der Überanstrengung. Deshalb ist eine frühzeitige Abklärung sinnvoll.
Das Auge wächst normalerweise bis zirka zum zwölften Lebensjahr. Kurzsichtigkeit beginnt somit häufig im Kindes- und Jugendalter.
Da Kurzsichtigkeit vererbt werden kann, sollten myope Eltern ihre Kinder regelmäßig vom Augenarzt kontrollieren lassen, spätestens ab dem Pflichtschulalter einmal jährlich.
Eine Initiative der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) und der Vereinigung Kontaktlinsen anpassender Augenärzte (VKAA).
Wie kann man Kurzsichtigkeit behandeln?
Diagnose
Bei kleineren Kindern bleibt die Kurzsichtigkeit oft unentdeckt. Vieles, was für die Kleinen spannend ist, spielt sich „vor ihrer Nase“, also in der Nähe ab. Malen, spielen, PC-Games – dafür reicht es, wenn sie auf kurze Entfernung scharf sehen können.
Augenärzte überprüfen mittels eines Sehtests, ob eine Kurzsichtigkeit vorliegt. Aufgrund ihrer fachärztlich Kompetenz erkennen sie auch, ob sich hinter einer harmlosen Fehlsichtigkeit krankhafte Veränderungen des Auges verbergen. Nur Augenfachärzte können genaue Tests durchführen, etwa den Augeninnendruck messen oder das Auge mit einer Spaltlampe untersuchen.
Wie kann man Kurzsichtigkeit behandeln?
Kurzsichtigkeit ist leider nicht heilbar. Diese Sehschwäche kann jedoch gut mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Dennoch sollte ein Augenfacharzt oder eine Augenfachärztin zu Rate gezogen werden. Denn je höher das Längenwachstum des Auges, umso größer ist die Gefahr, dass Sehbeeinträchtigungen, die meist erst in einem Alter von über 50 auftreten nicht mehr korrigierbar sind.
Es besteht die Möglichkeit, starke Kurzsichtigkeiten bei Kindern zu verhindern. Je früher gehandelt wird umso besser!
Es gibt folgende Therapeutische Maßnahmen bei progredienter Myopie:
• Aufenthalt im Freien bei Tageslicht mindestens 8–10 Stunden pro Woche
• Atropin 0,01–0,05 % Augentropfen 1 x täglich abends verabreicht
• Spezielle Kontaktlinsen, wie Kontaktlinsen mit peripherem Defocus oder auch multifokale Kontaktlinsen sowie orthokeratologische Kontaktlinsen
• Kontaktlinsen zur Myopiekontrolle werden sowohl in weichen als auch in formstabilen Materialien angeboten.
• Bifokal- oder Gleitsichtbrille als begleitende Therapie
Aufenthalt im Freien
Kinder, die sich viel im Freien aufhalten, leiden weniger unter Kurzsichtigkeit.
Dabei scheint auch das Tageslicht ein wichtiger Faktor zu sein, denn dieses ist um ein Vielfaches heller als künstliche
Innenraumbeleuchtung.
Das menschliche Auge benötigt für seine gesunde Entwicklung den Wechsel von nah und fern als auch ausreichend
Tageslicht.
Spezielle Kontaktlinsen
Spezielle Kontaktlinsen flachen die Hornhaut um wenige hundertstel Millimeter ab. Dabei korrigieren sie die Sehschwäche
und verzögern gleichzeitig das Längenwachstum des Augapfels. Kontaktlinsen anpassende Augenärzte beraten zu Kontaktlinsen mit peripherem Defocus und multifokalen Kontaktlinsen, sowie orthokeratologische Kontaktlinsen (Ortho-K-Linsen).
Diese formstabilen Linsen werden nur nachts getragen, tagsüber sehen die Kinder ohne Linsen scharf.
Bifokal- oder Gleitsichtbrillen
Bifokalgläser vereinen zwei verschiedene Glasstärken: Der obere Teil des Brillenglases korrigiert die Fehlsichtigkeit in der Ferne (Kurzsichtigkeit) und der untere Bereich gleicht die Fehlsichtigkeit in der Nähe aus.
Je nachdem wie stark eine Kurzsichtigkeit ausgeprägt ist, können Brillen mit speziellen Gläsern eine begleitende Therapie sein. Diese Brillen müssen möglicherweise immer oder nur dann getragen werden, wenn ein Sehen in der Ferne nötig ist, wie etwa für Kinder in der Schule oder bei Sport und Spiel.
Atropin Augentropfen
Das Eintropfen von Atropin ist eine sehr wirkungsvolle Methode der Myopiekontrolle. Atropin ein Nervengift, wird aber nur in sehr geringer Menge (0,01–0,05 %) 1 x täglich abends als Augentropfen verabreicht.
Die Behandlung mit Atropin muss über einen langen Zeitraum angewandt werden. Die Begleiterscheinungen nach dem Tropfen können unscharfes Sehen sein, was Kinder öfter auch noch am nächsten Morgen merken.
Trotzdem ist diese Methode in Betracht zu ziehen, da sie wirkungsvoll ist. Die Behandlung mit Atropin ist nur über Ihren
Augenarzt möglich.
Wie kann ich vorbeugen, damit mein Kind nicht stark kurzsichtig wird!
Das Kind muss an die frische Luft! Kinder sollten möglichst ein bis zwei Stunden täglich im Freien verbringen. Nur draußen wird das Auge im Nah- und Fernesehen trainiert. Nicht mit der Nase lesen Je schwieriger die Hausaufgabe, umso näher gehen Kinder an das Arbeitsblatt. Weisen sie ihre Kinder darauf hin, um ein Schreiben oder Lesen mit zu nahen Abstände zu vermeiden. Handy-Pause: Auch wenn Tik-Tok noch so aufregend oder Smartphones und Tablets faszinieren – auch Kinderaugen müssen „in die Ferne schweifen“. Ein gelegentlicher WhatsApp-Check hat dagegen keinen schädlichen Einfluss
Häufig gestellte Fragen
Tut eine Myopiekontrolle weh?
Nein. Falls Ihr Kind Kontaktlinsen erhalten wird und diese noch nicht kennt, so kann am Anfang ein unangenehmes Gefühl beim Tragen entstehen, aber wir benutzen die neueste Technologie, so dass sich die meisten Patienten sehr schnell adaptieren.
Bei Kurzsichtigkeit: Zum Optiker oder zum Augenarzt?
Augenärzte sind medizinische Experten. Nur ein Augenarzt kann Augenerkrankungen feststellen oder ausschließen und die richtige Behandlungsmethode (von Medikament über Kontaktlinse bis zur Brille) empfehlen.
Kann ich Fehlsichtigkeiten mit Übungen wegtrainieren?
Nein, es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die das belegen. Durch „Trainings“ der Augenmuskeln werden Augäpfel weder größer noch kleiner, die Linse nicht elastischer. Solche Beiträge von selbsternannten „Sehtrainern“ im Internet sind unseriös.
Augelasern bei Kindern?
Ein Lasern der Augen ist bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht möglich. Kinder wachsen, die Augen somit auch. Eine Augenlaser-Behandlung würde vermutlich nicht lange halten. da sich beim nächsten Wachstumschub die Krümmung der Linse verändert werden, sodass die Fehlsichtigkeit wieder zurückkommt.
Weiterführende Infos
Wissen kompakt: Therapeutische Maßnahmen gegen das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit
Interview mit Frau Dr. Gabriela Seher: „Was man frühzeitig gegen Kurzsichtigkeit bei Kindern tun kann“.
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