Kontaktlinse für Diabetiker
Im Forschungslabor Google X des gleichnamigen Suchmaschinenanbieters wird gerade an einer digitalen Kontaktlinse für Diabetiker geforscht. Die Linse soll über die Tränenflüssigkeit den Blutzucker-Wert eines Menschen messen. Laut Entwicklern befindet sich die Kontaktlinse noch in einem frühen Entwicklungsstadium.
Der Prototyp besteht aus zwei herkömmlichen weichen Kontaktlinsen, zwischen denen ein Sensor sowie ein Miniatur-Funkchip eingebettet sind. Chip und Sensor sind dabei so winzig wie Glitzer-Partikel, die Funk-Antenne ist dünner als ein menschliches Haar. Mithilfe der verbauten Technik misst die Linse sekündlich die Glucose-Werte in der Tränen-Flüssigkeit und soll dann die Daten an eine begleitende Smartphone-App funken.
Zudem denken die Forscher darüber nach, Mikro-LED-Lämpchen direkt in die Linse zu integrieren. Fällt der Wert über einen kritischen Wert, könnte ein Blinken die Kontaktlinsenträger warnen.
Das geht ins Auge
Länger schon ist unter Medizinern bekannt, dass sich über die Tränenflüssigkeit der Blutzuckerspiegel messen lässt. Allerdings gelang es Forschern der University of Michigan erst im September 2011, eine verlässliche Messmethode zu finden. In einem Fachmagazin wurde einen nadelförmigen Chip fürs Auge vorgestellt, der ebenfalls den Blutzuckergehalt über die Tränenflüssigkeit misst. In einem Test mit Hasen zeigten die Wissenschaftler, dass ihre Methode genauso zuverlässig ist wie das klassische Piksen in den Finger, das bislang für die Messung des Blutzuckerspiegels genutzt wird.
Der große Vorteil der Google-Linse liegt auf der Hand beziehungsweise auf dem Finger: Noch müssen Diabetiker sich nämlich jeden Tag mehrmals in den Finger stechen, um ihren Blutzucker zu messen. Das ist nicht nur schmerzhaft und vor allem in den Anfangsjahren nach der Diabetes-Diagnose eine Qual. In manchen Fällen können sich Entzündungen und Verhornungen an der Einstichstelle bilden. Eine permanente Messung über die Tränenflüssigkeit wäre also präziser, gesünder und vor allem schmerzfrei. Der Nachteil, sollte die Linse tatsächlich zur Marktreife gelangen: Was passiert bei Google mit den gewonnenen Daten sonst noch? Denn die gewonnenen Daten werden via Smartphone zwischengespeichert und dann an Google weitergesendet. Zwar hätte man mit der Diabetiker-Linse die Gelegenheit zu einer 24-Stunden-Kontrolle, um so nach den Ursachen bei einem schlecht einzustellenden Diabetes zu forschen. Andererseits profitiert Google über wertvolle aktuelle Daten von jedem Nutzer der neuartigen Blutzuckerkontrolle.
Ganz so einfachfach wird die Sache dennoch nicht: Diabetiker leiden oft unter „trockenen Augen“. Deswegen ist ohnedies angeraten, bei der Kombination „Diabetes“ und „Kontaktlinse“ den Augenarzt aufzusuchen.